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Wirksamkeit der Systemischen Therapie & Familientherapie

Auf der Basis der Expertise zur systemischen Therapie unserer Heidelber-Hamburger Arbeitsgruppe – bestehend aus Kirsten von Sydow, Stefan Beher, Jochen Schweitzer, Markus Haun und Rüdiger Retzlaf  wurde vom Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie bestätigt, dass die  systemische Therapie ein anerkanntes, evidenzbasiertes Psychotherapieverfahren ist. Seither wurde weitere Übersichtsarbeiten über Outcome-Studien zur Wirksamkeit der systemischen Therapie mit Kindern und Jugendlichen und mit Erwachsenen veröffentlich. Erfasst wurden Studien, die auf Englisch, Deustch, Spanisch und Chinesisch veröffentlicht wurden.

Neben der Verhaltenstherapie ist die systemische Therapie das erste Verfahren, das sowohl für die Psychotherapie mit Erwachsenen als auch mit Kindern und Jugendlichen für die vertiefte Ausbildung zum Psychotherapeuten und zum Kinder- und Jugendsychotherapeuten empfohlen wird.

Im Sommer 2014  hat der Methodenbewertugsausschuss des Gemeinsame Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen (GBA) die Überprüfung der systemischen Therapie- zunächst nur für den Anwendungsbereich Erwacshene- als krankenkassenfinanziertes Verfahren eingeleitet und das Prüfverfahren an das Institut zur Qualitätssicherung im Gesundheitswesen übertragen. Dieses Verfahren wird sich vermutlich über einen Zeitraum von einigen Jahren erstrecken.

Kreative Behandlungstechniken in der systemischen Arbeit mit kleinen und großen Kindern

Gute Therapien enthalten immer auch spielerische Elemente und nutzen das kreative Potential der Klienten und des Therapeuten.

Seit den Anfängen der Familientherapie wurde neben den verbalen Interviewtechniken, die allgemein als Markenzeichen der Systemischen Therapie gelten, eine große Zahl von erlebnis– und erfahrungszentrierten Behandlungskonzepten und Interventionstechniken entwickelt,

Diese spielerischen Interventionen bringen eine spielerische Qualität in die Arbeit mit Kindern und lassen Therapien lebendiger, fröhlicher und gleichzeitig effektiver werden.

Die Grundprinzipien von kreativen Methoden der Systemischen Therapie mit Kindern und Jugendlichen sind eines der Schwerpunktthemen der Praxis. Spiel und Kreativität sind zentrale Bestandteile der therapeutischen Arbeit mit Kindern, eignen sich aber auch für die Arbeit mit Erwachsenen und sind eine wesentliche Bereicherung für die Person des Therapeuten.

Zum Einsatz von kreativen Medien, Ausdruckstechniken, Handpuppen und Symbolen, Nutzung von Metaphern und Geschichten, Externalisierungstechniken, Rituale für Kindern wurden Artikeln und Bücher veröffentlicht.

Resilienz und Gesundheitsförderung

Ein Arbeitsschwerpunkt der langjährigen Arbeit am Institut für Psychosomatische Kooperationsforschung und Familientherapie war die präventive ressourcenorientierte Arbeit mit Familien und Einzelnen, die von gesundheitlichen Einschränkungen und Behinderungen betroffen sind.

Hypnotherapie und Systemische Therapie berücksichtigen in besonderer Weise die Stärken und Fähigkeiten von Menschen. Neben der pathogenetischen Frage, was Menschen krank macht, hat sich in den vergangenen Jahren in der Medizin, der Psychologie und Psychotherapieforschung eine ressourcenorientierte Sichtweise etabliert, die sich dafür interessiert: Was erhält Menschen gesund? Welche Verhaltensweisen, Einstellungen und Haltungen tragen dazu bei, dass es Menschen dauerhaft, auch unter widrigen Lebensumständen dennoch gut geht? Antworten auf diese enorm grundlegenden Fragen finden sich in der salutogenetischen Forschung von Aaron Antonovsky, der Familien-Stressforschung von J. Patterson und Boss, und der Resilienzforschung von Werner, Rutter und Walsh.

In einer Reihe von eigenen Studien wurde mit quantitativen und qualitativen Instrumenten untersucht, welche Merkmale Familien auszeichnen, die mit erheblichen dauerhaften Belastungen gut zurechtkommen (Betreuung eines Kindes mit schweren Behinderungen und Erkrankungen). Als Teil dieser Untersuchungen wurde der Familien-Kohärenzbogen von Antonovsky und Sourani evaluiert und mit etablierten Instrumenten, u.a. wie den Familienbögen überprüft und narrative Interviews mit Familien durchgeführt.

Auch bei schweren Behinderungen eines Kindes entstehen keineswegs in allen Familien Stresssymptome oder dysfunktionale Beziehungsmuster. Die erlebte Stressbelastung, die Qualität der Bewältigung und die Langzeitanpassung hängen nicht ausschließlich von objektiven Faktoren wie dem Grad der Beeinträchtigung ab. „Trotz alledem“ kommen viele betroffene Familien mit den Folgen von schweren Krankheiten und Behinderungen bemerkenswert gut zurecht und zeigen gegenüber widrigen Lebensumständen Resilienz. Kompetente Familien, die hohe Dauerbelastungen gut meistern, organisieren ihre Erfahrungen in einer besonderen Weise und entwickeln Stärken, die sich positiv auf die Familie insgesamt, die Partnerschaft und die eigene Person auswirken. Anders formuliert: Die Untersuchungen weisen auf Schlüsselkompetenzen hin, die zu einem erfüllten Leben und zu körperlicher und seelischer Gesundheit beitragen.

Eine aktuelle Veröffentlichung zu diesem Themenbereich ist „Familien-Stärken. Behinderung, Resilienz und systemische Therapie“, erschienen September 2010 im Klett Cotta Verlag, Stuttgart. Dieses Buch gibt einen fundierten Überblick über die Auswirkungen von Behinderungen von Kindern auf das Leben von Familien und systemische Konzepte und Befunde insbesondere aus der Kohärenzforschung, die für eine präventiv ausgerichtete Beratung zentral sind. In einem ausführlichen Praxisteil werden Empfehlungen für die ressourcenorientierte Beratungsarbeit  dargelegt.

Bei der Beratung von Familien von Kindern mit körperlichen und geistigen Behinderungen bietet sich eine resilienz- und familienorientierte Perspektive an. Das Buch befasst sich mit dem Zusammenhang von Schlüsselfaktoren, die zur Resilienz von Familien mit Kindern mit Behinderungen beitragen –

  • Welche Auswirkungen haben Behinderungen eines Kindes auf das Leben von Familien?
  • Wie gelingt es manchen Familien, „trotz alledem“ ein gutes Leben zu führen?
  • Welche Familienmuster, Haltungen, Rollenverteilungen und familiäre Überzeugungen helfen ihnen dabei?

Auf Basis eines systemischen Modells werden Konzepte und Befunde der Resilienz- und Kohärenzforschung mit Erfahrungen aus langjähriger Beratungspraxis integriert. Anhand der Ergebnisse eigener Befragungen und Interviews wird deutlich gemacht, wie aus Binnenperspektive der Familien das Leben mit einem behinderten Kind erlebt wird. Viele von ihnen verfügen über eigene Stärken im Umgang mit schwierigen Lebenssituationen, die eine Ressource für die Beratung anderer Familien bilden. In einem ausführlichen praktischen Teil finden Berater konkrete Hinweise und detaillierte Anleitungen für die ressourcenorientierte Arbeit mit Familien von behinderten Kindern, die gezielt deren Stärken ansprechen.

Am Helm Stierlin Institut und am Milton-Erickson-Institut Heidelberg werden regelmäßig Seminare zum Thema Resilienz und Gesund-heitscoaching durchgeführt.